Spiritualität und Verkündigung:
Menschen, die Tod, Trauer und Verlust erleben, reflektieren ihre aktuelle Lebenssituation und oft auch die eigene Lebensbiographie. Dabei treten Fragen nach dem „Warum“, dem Sinn und Lebenszielen auf. Diese spirituellen Fragen und Bedürfnisse werden im Trauercafé durch geschulte Ehrenamtliche begleitet und ein Raum für Erfahrungsaustausch geschaffen.
Option für die Armen oder mit den Armen: Tod und Sterben sind in unserer Gesellschaft Tabuthemen. Menschen, die betroffen sind, erleben immer wieder Sprach- und Hilflosigkeit in ihrem Umfeld. Im Trauercafé können Trauernde und gerade auch einsame Menschen ihre Not benennen und Unterstützung im Alltag erfahren. Isolation und Vereinsamung wird vorgebeugt.
Orientierung am Auftrag der Kirche:
Das Familiencafé Mama Chocolate ist schon jetzt ein Ort geteilten Lebens, ein Begegnungsraum für Menschen aller Altersstufen, mit all ihren Lebensthemen, z.B.: ein Ort für Eltern mit Krabbelkindern, eine Frauengruppe mit Migrationshintergrund. Das Trauercafé bereichert diesen Ort, indem es Anlaufpunkt für Menschen mit Verlusterfahrungen wird.
Orientierung an den Menschen:
Menschen in Krisen brauchen Beistand. Es müssen keine großen Worte sein. Es reicht mitunter, wenn sie spüren, dass ein anderer Mensch an ihrer Seite ist. Dies ist keine einfach Aufgabe, da sie uns immer wieder den Spiegel vorhält und mit der eigenen Vergänglichkeit konfrontiert. Das Trauercafé baut Brücken zwischen Menschen und leistet so einen Beitrag zu Enttabuisierung und sozialem Zusammenhalt.
Ehrenamtliches Engagement:
Ehrenamtliche, die bereits im Hospizdienst tätig sind, werden durch die Ausbildung zum / zur Trauerbegleiter:in befähigt. Sie unterstützen und begleiten Trauernde. Sie helfen Menschen in Trauer, die eigene Lebenssituation zu reflektieren und die Verlusterfahrung als Teil des Lebens zu akzeptieren. So gestärkt können aus Bedürftigen auch Helfende werden.
Lernende Kirche:
Die Begleitung von Menschen in Lebenswenden ist zentraler Auftrag kirchlichen Handelns. Die meisten Menschen in Schwerin gehören keiner christlichen Kirche an oder sehen deren Angebot kritisch. Im Trauercafé wird ein Begegnungsraum geschaffen, der Menschen, unabhängig ihrer Glaubenshaltung, die Möglichkeit zum Austausch bietet und Kraftquelle in schwierigen Tagen sein kann.
Ganzheitliche, weltoffene Solidarität:
Verlustängste und -Erfahrungen gehören zum Leben, ganz persönlich, aber auch auf gesellschaftlicher Ebene. Das aktuelle Weltgeschehen verunsichert viele Menschen. Der Verlust des Bisherigen, der Sicherheit und des Wohlstands, werden als Bedrohung, zumindest negativ, empfunden. Der Austausch im geschützten Raum hilft Bewältigungsstrategien zu erlernen, sowohl individuell als auch gesellschaftlich.
Weitere Projektbeschreibung:
Ausgangslage: Der Ökumenische Hospizdienst, Region Schwerin begleitet Menschen und ihre Angehörigen in der Sterbephase. Trauerbegleitung wird ergänzend in Form von Einzelgesprächen geleistet. 36 Ehrenamtliche tragen diesen Dienst und werden durch 2 Hauptamtliche betreut. Die Gruppe ist heterogen zusammengesetzt: teils katholisch, teils evangelisch, vielfach ungetauft und mitunter auch kirchenkritisch. Damit ergibt sich auch eine uneingeschränkte Akzeptanz gegenüber Sterbenden und ihren Angehörigen. Die Ehrenamtlichen begleiten Menschen an der Schwelle vom Leben zum Tod. In schweren Lebenskrisen sind sie da und tragen so das Leid Bedürftiger mit. Sie erfüllen den christlichen Auftrag gelebter Nächstenliebe ohne Ansehen der Person. Dieses Angebot der Sterbebegleitung soll durch den Ausbau der Trauerbegleitung erweitert werden.
Hintergrund und Problemlage: Trauerbewältigung ist ein Prozess, der individuell und komplex abläuft: es gibt keine allgemeingültige Trauerzeit, der Trauerschmerz wird in der gleichen Situation von den Beteiligten oft ganz unterschiedlich erlebt, die Verlusterfahrung kann zu Traumatisierungen führen u.v.m.. Oft kommt hinzu, dass Trauer gesellschaftlich nicht geduldet und tabuisiert wird. Dies steigert dann die Belastung der Betroffenen nochmals und verstärkt das Leid. Oftmals fühlen sie sich alleingelassen und hilflos.
Ziel: Es wird ein Begegnungsraum geschaffen, in dem Menschen mit Verlusterfahrungen ihre Lebenssituation zur Sprache bringen können. Der Austausch mit anderen Betroffenen stärkt, stabilisiert und fördert sozialen Zusammenhalt.
Ablauf: Ausbildungsphase (November 2025-Januar2026), Abstimmung mit den Ehrenamtlichen zur Umsetzung des Angebotes (Januar-Februar2026), Start des Trauercafés im Mama Chocloate (März2026), Verstätigung und Ergänzung des Trauercafé-Angebotes (z.B. Trauerspaziergänge, Aufbau eines differenzierten Angebotes an den Bedarfen orientiert, z.B. Trauergruppen für trauernde Eltern, für Hinterbliebene bei Suizid, für Menschen mit Trennungserfahrungen,…)
Blick in die Zukunft: Enttabuisierung, Stärkung der Selbstwirksamkeit, Gewinnung von Ehrenamtlichen